Weiden in der Oberpfalz

03.04.1942

Gruppenportrait der Familie Hausmann vor dem Bahnhof Weiden. Otto und Wilhelm Hausmann halten dicke Handschuhe in den Händen. Wilhelm hat eine Taschenlampe an seinem Mantel befestigt.

Bild: Stadtarchiv Weiden

Anmerkungen

Weiden in der Oberpfalz, 03.04.1942
Otto Hausmann
Wilhelm Hausmann
Rosa Hausmann
Hermann Hausmann
Wehrmacht
Fahrrad

Das Verfolgungsereignis

De­por­ta­ti­on von Wei­den in der Ober­pfalz nach Pia­ski am 3. April 1942

Am 3. April 1942 brachte die Polizei acht in Weiden gemeldete Jüdinnen und Juden sowie Ernst Ansbacher aus Floß mit dem Zug in ein temporäres Sammellager in Regensburg. Zusammen mit anderen Verfolgten aus  Niederbayern und der Oberpfalz wurden sie am 4. April 1942 mit Bussen zum Ostbahnhof gebracht und mussten dort in einen aus München kommenden Personenzug einsteigen.  Der Transport umfasste insgesamt 987 Menschen und kam nach vier Tagen Fahrt in Trawniki bei Lublin an. Von dort gelangten die Weidener:innen in das Ghetto Piaski.

Das Ghetto bestand seit April 1941. Im Vorfeld der Deportationen aus dem Deutschen Reich in den Distrikt Lublin wurden circa 5.000 bis dahin in Piaski lebende polnische Jüdinnen und Juden im Vernichtungslager Bełżec ermordet. Alle später dorthin Verschleppten erlagen den katastrophalen Bedingungen im Ghetto oder wurden im Zuge der „Aktion Reinhardt“ ermordet. Das Ghetto Piaski wurde im Frühjahr 1943 aufgelöst.

Es sind keine Überlebenden dieser Deportation bekannt. Insgesamt ermordeten die Nationalsozialisten mindestens 44 Weidener Jüdinnen und Juden.

Über die Bild­se­rie

Von der Deportation sind vier Fotos als Originalabzüge überliefert. Die Rückseiten aller Bilder tragen den Stempel: „Fotograf Hanns Töpfer“. Zur Archivierung wurden die Abzüge auf weißen Karton aufgezogen und beschriftet.

Der professionelle Fotograf und Drogist Hanns Töpfer machte drei Aufnahmen auf dem Bahnhofsvorplatz und eine am Bahnsteig. Der dokumentarische Anspruch ist deutlich, denn bis auf Luise Kohner fotografierte Hanns Töpfer alle an diesem Tag verschleppten Menschen. Besonders das Gruppenporträt der Familie Hausmann sticht hervor.

Fotograf:in

Hanns Töp­fer, Fo­to­graf

Hanns Töpfer betrieb in Weiden eine Drogerie und ein Fotostudio. Außerdem war er Leiter der örtlichen NSDAP-Kreisbildstelle. Oberbürgermeister Hans Harbauer beauftragte ihn, die Deportation fotografisch zu dokumentieren. Die Urheberschaft der Fotos ist durch den Stempel auf der Rückseite eindeutig. Weitere Fotografien von Hanns Töpfer sind im Stadtarchiv Weiden nicht überliefert.

Überlieferung

Die vier Fotografien wurden im Auftrag des damaligen Weidener Oberbürgermeisters Hans Harbauer angefertigt und dienten vermutlich der amtlichen Dokumentation. Der Fotograf Hanns Töpfer übergab sie am 10. April 1942 dem Stadtarchiv Weiden, wo sie bis heute aufbewahrt werden. Die Fotoserie wurde dort mit dem verharmlosenden Titel „Weggang der letzten Juden von Weiden u. Umgebung am 3. April 1942“  verzeichnet.

Si­gna­tur bei der be­sit­zen­den En­ti­tät:

Ohne Si­gna­tur

Be­zeich­nung des Bil­des bei der be­sit­zen­den En­ti­tät:

„Weg­gang der letz­ten Ju­den von Wei­den und Um­ge­bung am 3. April 1942“

Danksagung

Vielen Dank an Dr. Sebastian Schott, Stadtarchivar Weiden, auf dessen Recherchen diese Darstellung basiert, insbesondere auf seinem Aufsatz „Die Geschichte der jüdischen Gemeinde Weiden bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts“.

Text und Re­cher­che: Mal­te Grün­korn.

Kooperationsverbund #LastSeen.
Bilder der NS-Deportationen

Dr. Alina Bothe
Projektleiterin

c/o Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg
Freie Universität Berlin
Habelschwerdter Allee 34A
14195 Berlin
lastseen@zedat.fu-berlin.de