Stuttgart

November 1941

In der Blumenhalle warten als Jüdinnen und Juden verfolgte Personen aus ganz Württemberg-Hohenzollern auf ihre angebliche „Umsiedlung“ nach Osten. Auf dem Boden und der Empore haben sie sich aus ihren Habseligkeiten improvisierte Schlaf- und Ruhestätten errichtet.

Bild: Stadtarchiv Stuttgart

Anmerkungen

Stuttgart, November 1941
Decken und Matratzen
Handgepäck
Medizinisches Personal

Das Verfolgungsereignis

De­por­ta­ti­on von Stutt­gart nach Riga am 01.12.1941

Ab dem 27. November 1941 transportierten Ordnungs- und Sicherheitspolizisten Jüdinnen und Juden aus Württemberg und Hohenzollern mit maximal 50 Kilo Handgepäck in bewachten Zügen und Bussen nach Stuttgart. Die Gestapo, die die Deportation als „Umsiedlung in den Osten“ tarnte, brachte die Menschen in einem provisorischen Sammellager auf dem Gelände der ehemaligen Reichsgartenschau im Höhenpark Killesberg unter. Dort mussten die Verfolgten mehrere Tage in extremer Enge ausharren. In der Nacht zum 1. Dezember 1941 trieb die Gestapo 1.013 Menschen zum Inneren Nordbahnhof, wo sie den Sonderzug „Da 33“ besteigen mussten. Zwei Gestapo-Beamte und zwölf Ordnungspolizisten begleiteten den Transport nach Riga. Nach der Ankunft am 4. Dezember 1941 mussten die Deportierten unter Schlägen vom Bahnhof Šķirotava eine Stunde lang zum leer stehenden Gut Jungfernhof bei Riga marschieren. Viele der Verschleppten überlebten den Winter nicht; die meisten anderen erschoss die SS am 26. März 1942 im Wald von Biķernieki. Nur 43 Menschen aus dem Transport überlebten die Shoah.

Über die Bild­se­rie

Die Bildserie aus Stuttgart umfasst 24 Schwarz-Weiß-Fotografien im Querformat. Sie entstanden vermutlich gemeinsam mit einem von der Stadt Stuttgart in Auftrag gegebenen Propagandafilm über die Deportation nach Riga.

Die Serie dokumentiert verschiedene Szenen aus dem Sammellager auf dem Killesberg: die Kontrolle des Gepäcks und der Ausweise in der sogenannten Ehrenhalle des Reichsnährstands, die Anlieferung von Proviantpaketen und die Essensausgabe im Hof, die Unterbringung der Verfolgten in der Blumenhalle sowie die Verladung des Gepäcks im Innenhof.

Fotograf:in

Un­be­kannt,

Überlieferung

Si­gna­tur bei der be­sit­zen­den En­ti­tät:

9200-F-67982

Be­zeich­nung des Bil­des bei der be­sit­zen­den En­ti­tät:

Jü­di­sche Men­schen mit ih­ren Hab­se­lig­kei­ten in drang­vol­ler Enge in der Blu­men­hal­le auf dem Ge­län­de der ehe­ma­li­gen Reichs­gar­ten­schau

Danksagung

Vielen Dank an Heike van der Horst und Dr. Günter Riederer vom Stadtarchiv Stuttgart für ihre Unterstützung bei der Erschließung der Bildserie.

Text und Re­cher­che: Kers­tin Hof­mann.

Kooperationsverbund #LastSeen.
Bilder der NS-Deportationen

Dr. Alina Bothe
Projektleiterin

c/o Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg
Freie Universität Berlin
Habelschwerdter Allee 34A
14195 Berlin
lastseen@zedat.fu-berlin.de