Anmerkungen
Steinheim
28.07.1942
Im Omnibus, der die Deportierten nach Bielefeld brachte, ist Fritz Eisenstein zu sehen, zudem ist eine Menge Gepäck zu erkennen.
Bild: Sammlung Johannes Waldhoff, Stadtarchiv Steinheim
Anmerkungen
Personen
1
Schlagworte
2
Das Verfolgungsereignis
Deportation von Steinheim nach Theresienstadt am 28.07.1942
Am 20. Juli 1942 wurden die Landräte und Oberbürgermeister im Kreis Bielefeld angewiesen, die „Abschiebung“ von 625 Jüdinnen und Juden vorzubereiten. Davon waren auch neun Personen aus Steinheim im Landkreis Höxter betroffen. Am 28. Juli 1942 sollten sie sich im Haus der Familie Loeb versammeln. Im Omnibus, der die neun Menschen abholte, befanden sich bereits Fritz Eisenstein und seine Mutter Paula aus dem Nachbarort Bergheim. Die insgesamt elf Personen wurden nach Bielefeld gebracht, wo sie nach einer erniedrigenden Leibesvisitation im als Sammellager genutzten Festsaal „Kyffhäuser“ drei Nächte unter katastrophalen Bedingungen verbringen mussten. Am 31. Juli 1942 wurden die Jüdinnen und Juden zum Bielefelder Hauptbahnhof gebracht und gezwungen, einen aus Münster kommenden Zug zu besteigen. Der Zug „Da 77“ bestand aus Personen- und Viehwaggons, in denen insgesamt 901 Jüdinnen und Juden nach Theresienstadt gebracht wurden. Fast die Hälfte waren Frauen zwischen 60 und 85 Jahren. Die Gestapo-Beamten Heinrich Brodesser und Ernst Diehle sowie vier Ordnungspolizisten begleiteten diesen sogenannten Alterstransport.
Über die Bildserie
Die Steinheimer Serie besteht aus vier Bildern im Format 9 x 6 cm, die alle vor dem Haus der Familie Loeb in der Sedanstraße 485 entstanden sind. Sie zeigen, wie neun jüdische Steinheimer:innen in einen Omnibus steigen, in dem bereits zwei Personen aus dem benachbarten Bergheim sitzen. Der Bus brachte die Menschen ins Sammellager im Bielefelder „Kyffhäusersaal“. Zwei Bilder sind als zeitgenössische Abzüge in der Sammlung Johannes Waldhoff in Steinheim überliefert; zwei liegen nur als neuere Reproduktionen vor. Weitere Abzüge unbekannten zeitlichen Ursprungs liegen im Jewish Family and Children’s Services Holocaust Center in San Francisco.
Fotograf:in
Unbekannt Schrader, Eisenbahner:in
Über den Fotografen der Steinheimer Deportationsserie ist nicht viel bekannt. Die wenigen Informationen basieren auf Aussagen von Zeuginnen und Zeugen. Der vermeintliche Fotograf hieß Schrader, war bei der Reichsbahn tätig und vermutlich HJ-Führer. Er war einer der wenigen Menschen im Ort, die eine Kamera besaßen, und fotografierte vermutlich nicht in offiziellem Auftrag. Nach dem Krieg wurde Schrader aus Steinheim versetzt. Während eines Heimatbesuchs übergab er die Abzüge dem pensionierten Polizeibeamten Frömling.
Überlieferung
Kurz nach dem Krieg übergab der Fotograf der Steinheimer Bildserie Abzüge der Fotos an den lokalen Polizeibeamten Frömling unter der Bedingung, dieser würde seine Identität nicht verraten. Frömling reichte die Bilder Anfang der 1970er Jahre an den Lokalhistoriker Johannes Waldhoff weiter, als er erfuhr, dass dieser zur Geschichte der jüdischen Bevölkerung in Steinheim recherchierte. Die Bilder gehören seitdem zur Waldhoff'schen Sammlung und werden mittlerweile im Steinheimer Stadtarchiv verwahrt. Die im Jewish Family and Children’s Services Holocaust Center vorliegenden Abzüge stiftete Werner Loeb, ein Überlebender der Deportation. Wie er die Bilder erhielt und wann er sie in die USA brachte, ist nicht überliefert.
Signatur bei der besitzenden Entität:
ohne Signatur
Bezeichnung des Bildes bei der besitzenden Entität:
ohne Titel
Danksagung
Wir danken Johannes Waldhoff dafür, dass er uns seine Sammlung zur Verfügung gestellt hat und für das großzügige Teilen von Forschungsergebnissen und Informationen. Außerdem danken wir Heike Sternberg-El Hotabi für das herzliche Willkommen im Stadtarchiv Steinheim.
Text und Recherche: Lisa Paduch.
Kooperationsverbund #LastSeen. Bilder der NS-Deportationen Dr. Alina Bothe Projektleiterin
c/o Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg
Freie Universität Berlin
Habelschwerdter Allee 34A
14195 Berlin
lastseen@zedat.fu-berlin.de
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