Anmerkungen
München
November 1941
Ein Mann und eine Frau sind im Lager Milbertshofen angekommen. Das Bild wurde vermutlich vor der Kontrolle ihrer Gepäckstücke aufgenommen. Im Hintergrund sind weitere Personen und eine Baracke mit den Hinweisschildern „Frauen“ und „Männer“ zu sehen.
Bild: Stadtarchiv München, DE-1992-FS-NS-00018
Anmerkungen
Personen
2
Schlagworte
4
Das Verfolgungsereignis
Deportation von München nach Kaunas am 20.11.1941
Die Stapo-Leitstelle München organisierte am 20. November 1941 die Deportation von knapp 1.000 Jüdinnen und Juden aus München und Augsburg in das von der Wehrmacht besetzte Kaunas in Litauen. Der Transport sollte ursprünglich schon einige Tage früher nach Riga gehen. Da das Ghetto dort jedoch überfüllt war, änderte das Reichssicherheitshauptamt in Berlin kurzfristig den Zielort. Mit diesem ersten Transport aus München wurden insbesondere jüngere Menschen und Familien verschleppt. In Kaunas wurden sie in das Fort IX eingewiesen. Dort erschoss die SS, unterstützt von litauischen Hilfstruppen, alle Deportierten nur einen Tag nach ihrer Ankunft am 25. November 1941.
Über die Bildserie
Die zehn Fotos sind in das maschinengeschriebene Manuskript von Michael Meister mit dem Titel „Zur Geschichte der Juden in München“ eingeklebt. Es handelt sich um zeitgenössische Abzüge. Wer die Fotos gemacht hat, ist unbekannt, ebenso wie der Verbleib der Negative. Durch die vollformatige Einklebung sind die Rückseiten der Fotos nicht einsehbar. Das Manuskript enthält kurze Bildtitel.
Die Bildserie zeigt die Ankunft von Jüdinnen und Juden im Sammellager Milbertshofen im Vorfeld der Deportation nach Kaunas am 20. November 1941, das mitgeführte Gepäck, die Überprüfung der Personalien und die Unterbringung in einer Baracke.
Fotograf:in
Unbekannt,
Überlieferung
Das Manuskript gehört zum Teilnachlass von Michael Meister (1908–1992), der dem Stadtarchiv München im Jahr 2000 von dessen Nachkommen übergeben wurde.
Michael Meister war seit 1936 städtischer Beamter und gehörte dem „Arbeitskreis für Judenangelegenheiten“ an, in dem die verschiedenen Behörden über die „Arisierung“ jüdischer Geschäfte entschieden. Er unterhielt außerdem Kontakte zu der in München ansässigen Forschungsabteilung zur Judenfrage, die zum Reichsinstitut für die Geschichte des neuen Deutschlands gehörte.
Das Manuskript ist der äußeren Form nach als wissenschaftlicher Text abgefasst und behandelt den Zeitraum von der Ansiedlung der ersten Jüdinnen und Juden in München bis hin zur fast völligen Auslöschung der Jüdischen Gemeinde 1945. Die Diktion des Textes und die Interpretation der Quellen spiegeln eine eindeutig antisemitische Haltung wider.
Signatur bei der besitzenden Entität:
DE-1992-FS-NS-00018
Bezeichnung des Bildes bei der besitzenden Entität:
Sammellager Milbertshofen; Aufnahme aus dem Nachlass Meister
Danksagung
Dem Journalisten Matthias Reiser ist es zu verdanken, dass das Manuskript an das Stadtarchiv München übergeben wurde.
Die Erschließung basiert auf folgender Studie: Elisabeth Angermair: Letzte Station Milbertshofen. Fotografische Zeugnisse der Deportation und ihre Überlieferung, in: Stadtarchiv München (Hrsg.): „…verzogen, unbekannt wohin“. Die erste Deportation von Münchner Juden im November 1941, München 2000.
Text und Recherche: Maximilian Strnad, Elisabeth Angermair und Eva Tyrell.
Kooperationsverbund #LastSeen. Bilder der NS-Deportationen Dr. Alina Bothe Projektleiterin
c/o Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg
Freie Universität Berlin
Habelschwerdter Allee 34A
14195 Berlin
lastseen@zedat.fu-berlin.de
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