Anmerkungen
Kerpen
19.07.1942
Zwei Viehwagen stehen in der Hindenburgstraße (heute Filzengraben) im Zentrum der Stadt Kerpen. Während mehrere Kinder zusehen, werden jüdische Bürger:innen von der Ordnungspolizei dazu gezwungen, die Fahrzeuge zu besteigen. Der Boden ist nass vom Regen und das Mädchen mit Hut in Sonntagskleidung trägt einen Schirm.
Bild: Stadtarchiv Kerpen
Anmerkungen
Personen
7
Schlagworte
4
Das Verfolgungsereignis
Deportation von Kerpen nach Minsk und Theresienstadt am 19. Juli 1942
Am 19. Juli 1942 verschleppte die Kerpener Ordnungspolizei die letzten verbliebenen Jüdinnen und Juden aus Kerpen, Buir und Blatzheim mit Viehwagen des Spediteurs Johann Dichans nach Köln. Je nach Alter und Gesundheitszustand wurden die Menschen entweder einem Deportationstransport am 20. Juli 1942 nach Minsk oder am 27. Juli 1942 nach Theresienstadt zugeordnet.
Die Jüngeren wurden nach einer Nacht im Sammellager Messehallen Köln-Deutz mit anderen als Jüdinnen und Juden Verfolgten aus der Region erst per Personenzug und nach einem Umstieg in Waukawysk per Viehwaggons nach Minsk deportiert. Während der leere Personenzug nach Breslau geleitet wurde, um weitere Menschen zu verschleppen, erschossen deutsche und lettische SS-Männer noch am Ankunftstag im Wald Blagowschtschina die Rheinländer:innen oder ermordeten sie in Gaswagen.
Die älteren Personen wurden eine Woche in Kölner „Judenhäusern“ untergebracht, bevor sie nach Theresienstadt deportiert wurden. Dort erlagen sechs von ihnen den fatalen Bedingungen des Ghettos, eine Person, Emma Brünell, wurde 1944 nach Auschwitz weiterverschleppt und dort ermordet. Es sind keine Überlebenden bekannt.
Über die Bildserie
Ein kleinformatiges Bild ist heute von der Deportation der letzten Jüdinnen und Juden aus Kerpen bekannt, liegt allerdings nur noch als moderne Reproduktion vor. Es zeigt den Einstieg der Verfolgten in zwei Viehwagen des Spediteurs Dichans vor dem als Zwangswohnhaus für als Jüdinnen und Juden Verfolgte missbrauchten Haus der Familie Gottschalk in der Hindenburgstraße 24 (heute Filzengraben). Neben der bewachenden Ordnungspolizei beobachten auch zahlreiche Zuschauende das Geschehen. Über das genaue Aufnahme- und damit Deportationsdatum existieren widersprüchliche Überlieferungen. Nach neuesten Erkenntnissen kann jedoch von Sonntag, dem 19. Juli 1942 ausgegangen werden.
Überlieferung
Die Herkunft der Deportationsfotografie ist unbekannt, die Überlieferung kann ab 1988, als die Kerpenerin Änne Söns einen Abzug des Bildes im Stadtarchiv Kerpen abgab, nachvollzogen werden. Wie sie in ihren Besitz gekommen ist, wurde nicht dokumentiert. Die ebenfalls im Stadtarchiv erhaltenen Personenidentifikationen gehen auf eine Initiative des Unternehmers und Fotografen Peter Hövel zurück. Teilweise widersprechen sie allerdings den Angaben anderer Zeitzeug:innen.
Sowohl das Negativ als auch ein zeitgenössischer kleinformatiger Abzug, der 1988 Vorlage für heute überlieferte Reproduktionen war, sind verschollen.
Signatur bei der besitzenden Entität:
BA_05830
Bezeichnung des Bildes bei der besitzenden Entität:
Deportation der letzten noch in Kerpen lebenden jüdischen Kinder, Frauen und Männer aus Kerpen am 18. Juli 1942
Danksagung
Wir danken Frau Susanne Kremmer und Frau Susanne Harke-Schmidt, die für die Erstellung dieses Eintrags relevante Informationen zur Verfügung gestellt haben, und Peter Hövel für die freundliche Korrespondenz.
Text und Recherche: Lisa Paduch.
Kooperationsverbund #LastSeen. Bilder der NS-Deportationen Dr. Alina Bothe Projektleiterin
c/o Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg
Freie Universität Berlin
Habelschwerdter Allee 34A
14195 Berlin
lastseen@zedat.fu-berlin.de
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