Köln

Mai 1940

Das Gruppenfoto zeigt an der Tat beteiligte Polizisten, darunter zwei Offiziere, und Krankenschwesterschülerinnen. Sie posieren vor und auf einem der LKWs, der zuvor für den Transport der Verhafteten genutzt worden ist.

Bild: NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln

Anmerkungen

Köln, Mai 1940

Das Verfolgungsereignis

De­por­ta­ti­on von Köln nach Pla­terów im Mai 1940

Ab dem frühen Morgen des 16. Mai 1940 fand in Köln eine Razzia gegen als Sinti:zze und Rom:nja Verfolgte statt: Polizisten verhafteten die Menschen in ihren Wohnungen oder dem Zwangslager Venloer Straße 888, beschlagnahmten ihren Besitz und brachten sie mit Lastwagen zum Messegelände nach Köln-Deutz. Nach einer entwürdigenden „Entlausung“ und Untersuchung mussten sie dort einige Tage ausharren, während weitere Menschen aus der Region eintrafen. Anschließend mussten sich die Verhafteten im Volkshaus in der Severinstraße 199 einem „rassebiologischen Gutachten“ unterziehen, das über ihre Deportation entschied. Am 21. Mai 1940 verließ ein Güterzug mit 938 Personen Köln-Deutz Richtung Polen. Drei Tage später trafen die Verschleppten in Platerów an der belarussischen Grenze ein. Von dort aus wurden sie in Lager und Ghettos gebracht, um Zwangsarbeit zu leisten. Viele starben an Hunger, Krankheit oder Misshandlungen; andere ermordeten die Nationalsozialisten gezielt im Rahmen sogenannter Aktionen.

Über die Bild­se­rie

Die drei Fotografien sind als Reproduktionen überliefert und zeigen Sint:izze auf dem zum Sammellager umfunktionierten Messegelände Köln-Deutz. Eines der Bilder zeigt Kinder und Erwachsene neben Gepäck. Den Verhafteten war mitgeteilt worden, sie würden wegen der Luftangriffe evakuiert. Sie sollten deswegen das Nötigste sowie Bettwäsche mitnehmen. Auf einem weiteren Bild sind Menschen zu sehen, die unter Bewachung im Innenhof des Messegebäudes anstehen. Offenbar handelt es sich um Neuankömmlinge, die „entlaust“ und medizinisch untersucht werden sollten. Auf dem dritten Foto posieren Schwesternschülerinnen, die für die Untersuchung der Verfolgten zuständig waren, zusammen mit dem Bewachungspersonal, darunter ein Arzt und zwei befehlshabende Polizei-Offiziere, einer in SS-Uniform und einer in der Felduniform der Ordnungspolizei.

Fotograf:in

Un­be­kannt , Po­li­zist

Über den Fotografen ist nur bekannt, dass er einer der tatbeteiligten Polizisten war. Er fertigte für die Krankenschwesternschülerinnen und sich eine Erinnerungsfotografie an. Vielleicht war er im Erkennungsdienst tätig, denn die Verhafteten wurden erkennungsdienstlich erfasst.

Überlieferung

Marielies Herrmann, die 1940 mit 19 Jahren als Krankenschwesterschülerin im Sammellager eingesetzt war, berichtete 1989, ein Polizist habe die Fotos als Erinnerung angefertigt. Er und eine der Schwesternschülerinnen hätten sich angefreundet. Die Schwesternschülerin habe später an alle Beteiligten Abzüge versandt, auch an Marielies Herrmann. Nachdem die Überlebende und Bürgerrechtsaktivistin Hildegard Lagrenne in den 1980er Jahren im Radio von ihren Erfahrungen und der Deportation im Mai 1940 von Köln-Deutz erzählt hatte, kontaktierte Marielies Herrmann den Zentralrat der Sinti und Roma und übergab die Fotos Hildegard Lagrenne. Die Bilder wurden erstmals öffentlich in der Kölner Ausstellung zum 50. Jahrestag der Deportation gezeigt. In den 1990er Jahren wurden Reproduktionen in die Bestände des NS-Dokumentationszentrums Köln und des Dokumentations- und Kulturzentrums Sinti und Roma in Heidelberg aufgenommen.

Si­gna­tur bei der be­sit­zen­den En­ti­tät:

Ohne Si­gna­tur

Be­zeich­nung des Bil­des bei der be­sit­zen­den En­ti­tät:

Ohne Ti­tel

Danksagung

Die hier veröffentlichten Informationen basieren auf für die Erforschung der Geschichte des Völkermords an Sint:izze und Rom:nja wegweisenden Regionalstudien aus Köln. Wir danken darüberhinaus besonders Dr. Karola Fings, Dr. Frank Reuter, André Raatzsch, Jan Kreutz sowie Nina Matuszewski für die umfangreiche Unterstützung des Projekts.

Text und Re­cher­che: Mal­te Grün­korn.

Kooperationsverbund #LastSeen.
Bilder der NS-Deportationen

Dr. Alina Bothe
Projektleiterin

c/o Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg
Freie Universität Berlin
Habelschwerdter Allee 34A
14195 Berlin
lastseen@zedat.fu-berlin.de