Hattingen

28.04.1942

Im Hof der ehemaligen Gewehrfabrik: Hermann Ostwald und Julius Friedhoff tragen eine Gepäckkiste. Sie sehen direkt in die Kamera. Im Hintergrund ist eine weitere bisher nicht identifizierte Person zu erkennen.

Bild: Stadtarchiv Hattingen

Anmerkungen

Hattingen, 28.04.1942

Das Verfolgungsereignis

De­por­ta­ti­on von Hat­tin­gen nach Zamość im April 1942

Im April 1942 wurden 15 als Jüdinnen und Juden verfolgte Menschen aus Hattingen nach Zamość deportiert. Bereits im Sommer 1941 waren sie zwangsweise außerhalb des Stadtkerns einquartiert worden und hatten in marode Wohnungen in einer alten Gewehrfabrik nahe der Ruhr ziehen müssen. Von dort aus mussten sie am 28. April 1942 zum Bahnhof Hattingen laufen. Mit einem Zug wurden die Menschen vermutlich über Hagen nach Dortmund Süd gebracht und dort in der zum Sammellager umfunktionierten Turnhalle des Sportvereins „Eintracht“ am Rheinlanddamm (damals Hindenburgdamm) interniert. Am 30. April 1942 wurden insgesamt 791 Menschen aus Dortmund deportiert. Kurz nach der Ankunft im Ghetto Zamość wurden einige der Verschleppten am 24. Mai 1942 zur Zwangsarbeit selektiert. Die übrigen wurden in den Vernichtungslagern Bełżec oder Sobibor ermordet. Das Ghetto Zamość wurde im Oktober 1942 aufgelöst. Es sind keine Überlebenden der Deportation vom April 1942 bekannt.

Über die Bild­se­rie

Aus Hattingen ist eine Serie von 13 Fotos mit dem Titel „Abschiebung der Juden in das Generalgouvernement“ überliefert. Die Bilder liegen als auf Karton aufgebrachte Originalabzüge (Fotopapier 12 x 9 cm) im Hattinger Stadtarchiv vor. Handschriftlich fügte Archivar Thomas Weiß die Namen von Personen hinzu.

Die Bilder zeigen den Aufbruch der Deportierten im Hof der ehemaligen Gewehrfabrik, den Transport ihres Gepäcks, den Fußweg zum Bahnhof sowie den dort bereitstehenden Zug. Die teilweise ebenfalls auf den Fotos abgebildeten in der Gewehrfabrik Hattingen zurückgebliebenen Menschen wurden im Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert.

Fotograf:in

Un­be­kannt , Un­be­kannt

Wer die Fotos gemacht hat, steht nicht endgültig fest. Sie könnten von dem Journalisten Hans Holländer aufgenommen worden sein, der als „Kulturbeauftragter“ der Stadt Hattingen im Auftrag der Stadtverwaltung die lokalen Kriegsschäden und später den Wiederaufbau dokumentierte. Die Auswahl und die Komposition der Fotos sprechen dafür, dass auch die bildliche Dokumentation der Deportation von Hans Holländer stammt und dass er von der Stadtverwaltung mit den Aufnahmen beauftragt wurde.

Überlieferung

Weil die Fotos den Ablauf und ordnungsgemäßen Vollzug der Deportation aus Sicht der lokalen Behörden zeigen, liegt es nahe, dass sie Teil der städtischen Dokumentation der Deportation waren. Auch die Überlieferung der Bilder als Originalabzüge im Stadtarchiv Hattingen stützt diese Interpretation. Wann und durch wen die Bilder dem Stadtarchiv Hattingen übergeben wurden, ist nicht bekannt. Sie sind spätestens seit den 1960er Jahren Bestandteil der dortigen Sammlung.

Si­gna­tur bei der be­sit­zen­den En­ti­tät:

Ohne Si­gna­tur

Be­zeich­nung des Bil­des bei der be­sit­zen­den En­ti­tät:

Ohne Ti­tel

Danksagung

Die Erschließung der Bilderserie aus Hattingen basiert auf der langjährigen Recherchearbeit von Thomas Weiß, dem Archivar des Stadtarchivs Hattingen. Bei ihm bedanken wir uns herzlich für die Unterstützung des Projekts und die Bereitstellung umfangreicher Informationen und Materialien.

Text und Re­cher­che: Hen­ning Borg­grä­fe und Mal­te Grün­korn.

Kooperationsverbund #LastSeen.
Bilder der NS-Deportationen

Dr. Alina Bothe
Projektleiterin

c/o Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg
Freie Universität Berlin
Habelschwerdter Allee 34A
14195 Berlin
lastseen@zedat.fu-berlin.de