Dortmund
April/Mai 1942
Ein polnisches Bauerndorf, aufgenommen aus dem Zug entgegen der Fahrtrichtung. Das Bild wurde von einem Angehörigen der Begleitmannschaft des Deportationstransports von Dortmund nach Zamość gemacht, entweder auf der Hinfahrt mit den Verschleppten oder auf der Rückfahrt.
Bild: Stadtarchiv Dortmund
Anmerkungen
Das Verfolgungsereignis
Deportation von Dortmund nach Zamość am 30.04.1942
Im April 1942 deportierte die Dortmunder Gestapo 791 Jüdinnen und Juden. 178 Menschen stammten aus Dortmund, die übrigen aus dem Regierungsbezirk Arnsberg, unter anderem aus Hohenlimburg und Hattingen. Die Verfolgten aus Dortmund mussten sich am 28. April 1942 in der zum Sammellager umfunktionierten Turnhalle des Sportvereins Eintracht am heutigen Rheinlanddamm (damals Hindenburgdamm) einfinden. Am 30. April 1942 mussten sie am Güterbahnhof Dortmund Süd einen Personenzug der 3. Klasse besteigen. Bewacht von einer Begleitmannschaft der Ordnungspolizei erreichte der Transport nach drei Tagen am 3. Mai 1942 sein Ziel: das Ghetto Zamość im Distrikt Lublin. Dort blieben die Verschleppten nur wenige Wochen. Die Nationalsozialisten ermordeten vermutlich alle im Rahmen der „Aktion Reinhardt“. Es sind keine Überlebenden der Deportation vom April 1942 bekannt.
Über die Bildserie
Die Serie umfasst zwei Gruppenfotos von den Ordnungspolizisten, die die Deportation von Dortmund nach Zamość begleiteten. Eines der Bilder wurde am Vormittag des 30. April 1942 vor der Abfahrt des Zugs auf dem Güterbahnhof Dortmund Süd aufgenommen, das zweite vermutlich kurz nach der Ankunft am 3. Mai 1942 vor dem Eingang des Bahnhofs von Zamość. Als Teil der Serie ist außerdem ein drittes Bild überliefert, das aus dem fahrenden Zug aufgenommen wurde und polnische Bauernhäuser an der Strecke zeigt. Unklar ist, ob das Foto auf der Hinfahrt entstand oder ob es auf dem Rückweg der Begleitmannschaft nach Dortmund aufgenommen wurde.
Fotograf:in
Unbekannt, Polizist
Der Fotograf war einer der Ordnungspolizisten, die die Deportation von Dortmund nach Zamość begleiteten. Er fertigte die Fotos als „Reiseerinnerungen“ an und verteilte später Abzüge an seine Kollegen. Seine genaue Identität ist nicht bekannt.
Überlieferung
Einer der beteiligten Ordnungspolizisten fertigte die Fotos an und verteilte sie später vermutlich zur Erinnerung an weitere an der Deportation beteiligte Kollegen. Die Originalabzüge der vorliegenden Fotos sind in einem Fotoalbum eines der Beteiligten überliefert, das sich in Familienbesitz befindet. Die Familie, die anonym bleiben möchte, meldete sich 2014 beim Stadtarchiv Dortmund. Ein Mitarbeiter des Stadtarchivs fertigte digitale Reproduktionen der Vorder- und Rückseiten an und überprüfte das Album auf weitere Bilder mit Deportationsbezug. Die digitalen Reproduktionen sind im Stadtarchiv Dortmund überliefert.
Signatur bei der besitzenden Entität:
Ohne Signatur
Bezeichnung des Bildes bei der besitzenden Entität:
Ohne Titel
Danksagung
Die Erschließung der Fotos basiert im Wesentlichen auf früheren Recherchen des Stadtarchivs Dortmund und insbesondere des Historikers Rolf Fischer, der die Deportationen aus Dortmund umfassend erforscht hat (vgl. Rolf Fischer: Verfolgung und Vernichtung. Die Dortmunder Opfer der Shoah. Gedenkbuch, Essen 2015, S. 110-137).
Text und Recherche: Henning Borggräfe.
Kooperationsverbund #LastSeen. Bilder der NS-Deportationen Dr. Alina Bothe Projektleiterin
c/o Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg
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