Bremen

17.11.1941

Eine Gruppe Jugendlicher vor der Deportation, unter ihnen Henny und Ursula Fink, Marion Orbach, Hans und Günther Frank. Die Stimmung ist ausgelassen. Das Bild wurde höchstwahrscheinlich aus Verfolgtenperspektive aufgenommen.

Bild: Sammlung Inge Berger

Anmerkungen

Bremen, 17.11.1941
Henny Fink
Ursula Fink
Hans Frank
Marion Orbach

Das Verfolgungsereignis

De­por­ta­ti­on von Bre­men nach Minsk am 18.11.1941

Am 17. November 1941 mussten sich 440 Jüdinnen und Juden aus Bremen sowie 130 jüdische Verfolgte aus dem Regierungsbezirk Stade in den Sammelstellen in Bremen einfinden: der damaligen Lettow-Vorbeck-Schule und der Carl-Peters-Schule. Die Deportationsliste hatte der Leiter des Judendezernats der Bremer Gestapo, Kriminal-Obersekretär Wilhelm Parchmann, zusammengestellt. Die Polizei brachte die Menschen am frühen Morgen des 18. November 1941 zum Lloyd-Bahnhof. Dort fuhr der aus tschechischen Personenwaggons bestehende Zug „DA 56“ um 8.40 Uhr ab. Gegen 11.30 Uhr kam der Transport am Hannoverschen Bahnhof in Hamburg an, wo weitere Waggons mit rund 400 Menschen angekoppelt wurden. Nach mehrtägiger Fahrt über Warschau erreichte der Zug am 22. November 1941 den Güterbahnhof Minsk. Nur sechs Bremer:innen überlebten die Shoah; alle anderen wurden im Ghetto Minsk oder in den Lagern Sobibor und Maly Trostinez ermordet.

Über die Bild­se­rie

Die Serie besteht aus drei schwarz-weißen Bildern, die jeweils eine Personengruppe zeigen und als digitale Scans ohne Rückseiten vorliegen. Die Fotos wurden vermutlich am 17. November 1941 aus zwei unterschiedlichen Perspektiven auf dem Hof der Schule am Barkhof (damals Carl-Peters-Schule) in Bremen aufgenommen. Trotz Fotoabgleich und Ortsbegehung kann nicht ermittelt werden, von welchem Standpunkt aus die Bilder gemacht wurden. Die Fotos zeigen die Ankunft der Verfolgten am Sammelpunkt, ihren Aufenthalt und das Gepäck der Deportierten. Sie wurden sehr wahrscheinlich ohne das Wissen der Tatbeteiligten angefertigt und dokumentieren daher die Deportation aus der Perspektive der Verfolgten.

Fotograf:in

Un­be­kannt,

Überlieferung

Die Bilder befinden sich in Besitz von Inge Berger, geb. Katz, geboren am 24. Juni 1924. Sie erhielt die Fotos von ihrem Vater Carl Katz, der in der NS-Zeit Mitarbeiter der „Reichsvereinigung der Juden“ und nach der Befreiung langjähriger Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Bremens war. Es ist nicht bekannt, wie er in Besitz der Bilder kam. Inge Berger konnte einzelne Personen auf den Fotos identifizieren. Ihre Familie stellte die Bilder dankenswerter Weise dem Projekt #LastSeen zur Verfügung.

Die Familie Katz wurde von der Deportation nach Minsk zurückgestellt. Inge Katz war Helferin der Jüdischen Gemeinde in der Schule am Barkhof. Am 24. Juli 1942 wurde sie mit ihren Eltern nach Theresienstadt deportiert. Nach der Befreiung heiratete sie den Auschwitzüberlebenden Shmuel Berger und emigrierte mit ihm in die USA.

Si­gna­tur bei der be­sit­zen­den En­ti­tät:

ohne Si­gna­tur

Be­zeich­nung des Bil­des bei der be­sit­zen­den En­ti­tät:

ohne Ti­tel

Danksagung

Ein sehr herzlicher Dank geht an die Familie Berger/Bahar, die #LastSeen die Bilder großzügigerweise zur Verfügung stellte. Wir danken außerdem Dr. Kristina Vagt für den Hinweis auf die Deportationsbilder sowie Peter Christoffersens für das kollegiale Teilen von Informationen.

Text und Re­cher­che: Ali­na Bo­the.

Kooperationsverbund #LastSeen.
Bilder der NS-Deportationen

Dr. Alina Bothe
Projektleiterin

c/o Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg
Freie Universität Berlin
Habelschwerdter Allee 34A
14195 Berlin
lastseen@zedat.fu-berlin.de