Bad Homburg

10.06.1942

Das Foto ist während der Deportation von 26 als Jüdinnen und Juden verfolgten Menschen aus Bad Homburg entstanden. Zu sehen sind etwa zehn Personen, die mit Gepäck vor dem Rathaus stehen. Mindestens zwei Polizisten bewachen sie. Im Hintergrund sind vermutlich Zuschauer:innen abgebildet.

Bild: Archives of the YIVO Institute for Jewish Research

Anmerkungen

Bad Homburg, 10.06.1942

Das Verfolgungsereignis

De­por­ta­ti­on von Bad Hom­burg nach Maj­da­nek und So­bi­bor am 11.06.1942

Am 10. Juni 1942 wurden 26 als Jüdinnen und Juden verfolgte Menschen aus Bad Homburg verschleppt. Es war die letzte von drei im Mai und Juni 1942 von der Gestapo Frankfurt organisierten Deportationen. An der Durchführung waren die Landräte und Bürgermeister beteiligt. Die von der Gestapo kontrollierte „Reichsvereinigung der Juden“ musste die Betroffenen am 6. bzw. 7. Juni 1942 über ihre bevorstehende Verschleppung informieren. Am 10. Juni 1942 wurden sie in die Großmarkthalle in Frankfurt-Ostend gebracht, wo sie zusammen mit Hunderten weiteren Verfolgten aus dem Regierungsbezirk Wiesbaden festgehalten wurden. Am nächsten Tag mussten die mehr als 1.200 Menschen einen Zug nach Lublin im besetzten Polen besteigen. Von dort wurden bis zu 250 Männer im Alter zwischen 15 und 50 Jahren in das Konzentrations- und Vernichtungslager Majdanek gebracht. Die weiteren Personen wurden im Vernichtungslager Sobibór ermordet. Es sind keine Überlebenden dieser Deportation bekannt.

Über die Bild­se­rie

Es handelt sich um die einzige bekannte Fotografie von der Deportation von als Jüdinnen und Juden verfolgten Menschen aus Bad Homburg vor der Höhe. Im Leo Baeck Institute New York wird ein Digitalisat des Fotos aufbewahrt. Im Archiv des YIVO – Institute for Jewish Research in New York ist außerdem eine physische Kopie des Bildes überliefert. Auf der Rückseite findet sich ein Hinweis auf das Datum der Deportation am 10. Juni 1942 (vgl. Bild 2 dieser Serie).

Auf der Fotografie sind etwa zehn Menschen zu sehen, die mit Gepäck vor dem Rathaus in der Louisenstraße 59 stehen. Außerdem sind zwei Polizisten sowie eine weitere uniformierte Person mit Fahrrad zu erkennen. Auf dem Bürgersteig im Hintergrund sind vermutlich Zuschauer:innen zu sehen.

Fotograf:in

Un­be­kannt

Überlieferung

Auf der Rückseite der physischen Kopie des Fotos im Archiv des YIVO – Institute for Jewish Research ist neben dem Datum auch ein Stempel mit dem Namen und der Adresse von Robert Schlesinger in Bad Homburg zu sehen (vgl. Bild 2 dieser Serie). In der Datenbank des Leo Baeck Institutes ist er namentlich als Mitwirkender genannt. Aus einem Antrag auf Unterstützung durch die International Refugee Organization von 1949 geht hervor, dass Robert Schlesinger ein jüdischer Überlebender aus Breslau war, der 1946 nach Bad Homburg gezogen war und dort die Jüdische Gemeinde gründete. Die Rückseite enthält außerdem den Hinweis, dass das YIVO die Kopie des Fotos im März 1948 von einer Person namens P. Fursht (oder Pursht) aus Frankfurt erhielt.

Si­gna­tur bei der be­sit­zen­den En­ti­tät:

F 13341

Be­zeich­nung des Bil­des bei der be­sit­zen­den En­ti­tät:

De­por­ta­ti­on of Jews from Bad Hom­burg: Con­cen­tra­ti­on Camps; De­por­ta­ti­ons.

Danksagung

Für die Unterstützung bei der Recherche danken wir Angelika Rieber, die zahlreiche Forschungsarbeiten zu Biografien jüdischer Personen aus der Rhein-Main-Region veröffentlicht hat; Peter Maresch, Archivar im Kreisarchiv Hochtaunuskreis; Dr. Astrid Krüger, Leiterin des Stadtarchivs Bad Homburg; Michael Simonson, Archivar und Director of Public Outreach am Leo Baeck Institute, und Vital Zajka, Fotoarchivar am YIVO – Institute for Jewish Research.

Text und Re­cher­che: Ka­tha­ri­na Men­schick.

Kooperationsverbund #LastSeen.
Bilder der NS-Deportationen

Dr. Alina Bothe
Projektleiterin

c/o Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg
Freie Universität Berlin
Habelschwerdter Allee 34A
14195 Berlin
lastseen@zedat.fu-berlin.de